Eine Verfassung für die Erde
Das Buch soll ein Samenkorn sein für ein wachsendes Bewusstsein und Wertschätzung unserer Heimat der Erde. So kann Erkenntnis entstehen und daraus Handlung – eine Verfassung für die Lebensgemeinschaft der Erde.
Was bedeutet Natur für Sie?
Ein Ort der Erholung? Ferien? Arbeit? Freiheit? Unordnung? Wilderniss die man zähmen muss? Kraft tanken?
Ich arbeite mit meinen Händen immer wieder in der Erde und bin jeden Tag von dem Wunder der Natur beeindruckt. Für mich ist Natur ein Ort wo ich mich Zuhause fühle und neue Energie tanken kann. Das Zusammenspiel Von Licht, Wasser, Pflanzen, Tieren fasziniert mich jedesmal aufs Neue.
Das Wasser, die Luft, die Photosynthese, die Lebensprozesse, das menschliche Verdauungssystem mit 32 Billionen fremden Lebewesen in uns...das Oekosystem des Wald - die Natur, von der wir ein Teil sind, haben allesamt den Nobelpreis verdient.
Die Natur macht uns vor wie es geht - wie ein Kreislaufsystem funktioniert – ein Zusammenspiel von unterschiedlichsten Lebewesen und Lebensprozessen ohne sinnlosen Abfall zu produzieren, ohne Ausbeutung oder Raubbau, ohne Ausrottung von Arten.
Kein Baum wächst in den Himmel und beansprucht alles für sich, es gibt natürliche Grenzen, ohne Gleichmacherei. Gelebte Vielfalt.
Wir Menschen sind fasziniert von der Technik, die der Natur nicht das Wasser reichen kann. Trotzdem fehlt uns die Wertschätzung für die Natur gänzlich – wir nehmen sie als gegeben hin, als selbstverständlich. Dies hat katastrophale Folgen. Die menschliche Überheblichkeit, Selbstverliebtheit, Allmachts-illusion, gepaart mit Eigennutz, führt uns konsequent auf einen Super Gau zu. Obwohl wir dies wahrnehmen, schauen wir weg, wollen es nicht sehen.
Wir sollten der Natur unsere tägliche Wertschätzung geben. In den Schulen sollte die Lehre der Zusammenhänge und der Wichtigkeit der Natur als unserer Lebensgrundlage das wichtigste Fach sein, damit ein elementares Bewusstein geschaffen wird – das heute offensichtlich fehlt.
Das gegenwärtige System, das zur aktuellen Lage führte, glaubt mit den herkömmlichen Mitteln und einem ungebrochenen Technikglauben, die Problematik der Klimakrise lösen zu können.
Wieso wird es dann immer schlimmer? Haben wir Zeit bis 2030 oder gar 2050?
Mittendrin fehlt einem der Blick für’s Ganze. Wir haben mächtige Organisationen und Departemente aufgebaut, die gigantische Summen für Ihre Verwaltungsstrukturen brauchen, wir führen Kongresse und Symposien durch, dabei ist der Input im Verhältnis zum Output oft 1Mio zu 1.
Um die Effizienz der Prozesse in den bestimmenden Gremien zu prüfen hat der Autor in zahlreichen Selbstversuchen folgendes festgestellt. Der Auswahlprozess für Entscheidungsträger und Involvierte, die in der Klimakrise konkret etwas bewirken könnten, wird bestimmt durch Titel und Papiere die systemkonform erworben worden sind. Wieviel sagt dies aber über eine wirkliche Kompetenz und Motivation.
Die Wahl fällt nicht unbedingt auf den besten Kandidaten, sondern auf den systemkonformen – das lässt sich an vielen Institutionen und Organisationen wiederholt feststellen. Allein schon der Verwaltungsapparat und der Bewerbungsprozess verschlingt Unsummen an Geldern. Gute Zielsetzungen gehen in den gigantischen Verwaltungsapparaten und Prozessen unter.
Es fehlt eine Handlungsbevollmächtige Instanz die wie eine schlagkräftig Uno-Schutztruppe intervenieren kann. Es fehlen konkrete, harte Massnahmen und Strafen, die nach dem Verursacherprinzip die Verursacher zur Verantwortung ziehen auch rückwirkend. Meist werden erkannte Dringlichkeiten zeredet, ausgesessen und totgeschwiegen – Handlung wird verunmöglicht durch diverse Mechanismen zuvorderst stehen dabei Bestandesschutz und Eigeninteressen.
Das vorhandene System, die gegenwärtigen Entscheidungsträger, als Teil davon, und die angewandten Wertmasstäbe sowie deren Gewichtung, die zu den Entscheidungen führen, sind natürlich vom System geprägt. Sie sind bewusst oder unbewusst darauf ausgelegt das bestehende System zu schützen -das verhindert Innovation – das verhindert Veränderung.
Dies beruht auf einer tief verwurzelten menschlichen Angewohnheit, die uns beschützt vor dem Unbekannten, vor der Veränderung.
Verheerend wird dieses Muster, wenn das Bekannte, das Gegenwärtige krank ist oder sogar selbstzerstörerisch.
Versuchen sie einmal einem schizoid-psychisch Kranken zu erklären dass er krank ist – er ist so überzeugt davon dass er gesund ist, dass sie keine Chance haben.
Dieses Beispiel lässt sich auf viele Situationen, Menschen und Strukturen übertragen.
In der Betrachtung der Menschheit und Ihrem Umgang mit der Klimakrise können wir ähnliche Verhaltensweisen erkennen.
Wie soll also ein potentiell krankes System die Lösung finden sich selbst zu heilen, wenn es von Innen heraus alles unternimmt um eine Veränderung zu verhindern?
Den Besitzstand zu schützen ist das Höchste, wertvollste und mit der grössten Machtfülle verteidigte Element, auch wenn es den Tod bedeutet.
Wer schützt den Besitzstand der Erde, die Arten, die Wälder, die Oekosysteme?
Die Ursache dieser Misere liegt in der fehlenden Wertschätzung und dem damit einhergehenden fehlenden In-Wert setzen der Natur als Lebensgrundlage der ganzen Lebensgemeinschaft der Erde – nicht nur des Menschen der sich als Auserwählter mit besonderen Rechten fühlt. Mit dem bewussten In-Wert setzen geht der Schutz dieser Lebensgrundlage einher und daraus resultiert die Notwendigkeit einer Verfassung mit Gesetzen und definierter Verantwortlichkeit. Es braucht unabhängige Kontrollorgane und mit eine mit Handlungsmacht ausgestattete Exekutive, die harten Strafen bei Missbrauch und Nichtachtung erlassen kann.
Der Mensch wird sich nicht ändern, wenn Profit gemacht werden kann wird der Eigennutz alles andere überlagern, egal in welcher Nation, politischem System, oder Ideologie.
Es ist ein «Kampf» auf verlorenem Posten.
Bei eingehender Betrachtung folgt daraus die Erkenntnis, dass wir grundsätzlich etwas verändern müssen, wie bei der Schaffung von Verkehrsregeln, die weltweit ihre Gültigkeit haben. Niemand wird den Nutzen einer roten Ampel in Frage stellen, sie nutzt uns allen, ob rechts oder links, alt, jung etc.
Wir sind dabei diesen einzigartigen Planeten Erde mit Vollgas an die Wand fahren und wir machen nicht Halt auf der Erde, wir sind auch dabei noch den Orbit der Erde mit grenzenlosem Müll zu füllen, unkontrolliert, ohne Verantwortung und Rechenschaft.
Braucht es wirklich den Kollaps bis wir uns eingestehen was Sache ist?
Programme für das Jahr 2030 oder 2050 sind , es ist ein Herausschieben und Bestandesschutz.
Es braucht sofort «Lebensregeln« ähnlich den Verkehrsregeln, d.h. eine Verfassung für die Lebensgemeinschaft der Erde mit weltweiter Gültigkeit.
Die Erde braucht die Menschen nicht, die Menschen aber brauchen die Erde mit einem intakten Oekosystem. Wir sind ca 8 Milliarden Menschen und es brauchte Milliarden von Jahren dieses Wunder der Erde zu entwickeln, dass wir in wenigen Jahrzehnten zerstören.
Der Nutzen einer Verfassung für die Erde ist nicht einseitig für einzelne Länder oder Institutionen, etc. – sondern weltumspannend, übergeordnet für Alle gleich!
Es gibt viele gutgemeinte Initiativen und Programme, aber sie greifen zu kurz nur an der Oberfläche, sind kleine Pflaster ohne tiefgreifende Wirkung und vor allem hinken sie der Zeit hinterher.
Hier sind die Grenzen der politischen Systeme.
Eine solche Verfassung ist auf demokratischem Weg mit Parteipolitik – sprich mit dem Kräftemessen von Einzelinteressen nicht erreichbar.
Es braucht, wie jetzt in der Corona– Krise demonstriert, ein gemeinsames Handeln übergeordnet zu Einzelinteressen – ubiquitäres Interesse muss die Leitlinie sein, basierend auf Wissenschaft, Transparenz, Werte Hierarchie und Intelligenz.
Der Kapitalismus hat die ganze Welt erobert und ist die neue Religion.
Die «Re-gulierungen» schauen dem Geschehen wie einem mit Überschall davon fliegenden Jet nach. Wir lesen Schlagzeilen wie «Es ist heiss in Europa, auf der ganzen Welt. Neue Hitzerekorde, Dürre, Artensterben, Waldbrände, Pol schmilzt etc»
Erst wenn wir krank sind erkennen wir den Wert von Gesundheit. Obschon wir die Fähigkeit zur Antizipation haben nutzen wir sie nicht. Das zieht sich durch die Menschheitsgeschichte.
Krisen könnten Chancen sein– wahre Werte zu erkennen und in Wert zu setzen.
Es ist obsolet sich auf Ethik, Moral oder Ehre zu verlassen – die Skrupellosen beherrschen die Welt und perfektionierte PR macht den Rest, ein gutes Beispiel ist das inflationär genutzte Wort «Nachhaltigkeit». Seien wir realistisch, es geht um Profit und dafür ist jedes Mittel recht - Lügen, Betrügen, ohne Verantwortung dafür zu tragen, sind erlaubt, wenn sie zum Erfolg führen.
Profit machen ist an und für sich keine schlechte Sache, aber nicht wenn er auf Kosten der Lebensgemeinschaft der Erde geht. Es ist nicht sinnvoll oder intelligent den Ast auf dem man sitzt abzusägen, vielleicht hält er ja bis zum eigenen Tod, aber was ist mit unseren Kindern?
Um die gegenwärtige Klimakrise zu stoppen braucht es harte Leitplanken zum Wohle aller, analog der roten Ampel im Strassenverkehr. Jetzt, nicht erst 2030 oder 2050.
Die Probleme der Welt sind längst lösbar, es gibt biodegradablen Plastik aus nachwachsenden Ressourcen, es gibt Wasserstoffmotoren, es gibt Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen Sonne, Wind und Wasser, etc., es gibt dies alles jetzt und wir haben ein Heer von motivierten , brillanten Wissenschaftlern -was fehlt ist die Priorisierung und der Wille zur konsequenten Umsetzung – auch wenn wenn das bedeudet den Bestandesschutz teilweise zu kappen – im Interesse der ganzen Lebensgemeinschaft – einschliesslich der Bestandeshalter.
Und gerade jetzt, im Lockdown besteht die Chance einer neuen Gewichtung unseres Wertsystems und dem Setzen von Prioritäten auf der Basis von tiefgreifendem Verständnis für Oekologie und Uneigennützigkeit. Dazu braucht es 100% Transparenz.
Dass dies auch auf der oekonomischen Seite Sinn macht wird in einer immer grösseren Anzahl von Studien bewiesen und ist, mit gesundem Menschenverstand und ungetrübt von Eigennutz auch sehr wohl nachvollziehbar.
Zb Skigebiete die in der Schweiz ein 70 Milliarden Markt darstellen und bald keinen Schnee mehr haben – Unweltkatastrophen – Dürren – Artensterben – Folgekosten Weltraummüll, Abbau von Atomkraftwerken und Lagerung der verstrahlten Abfälle, Müllentsorgung , Krankheitskosten verursacht durch Umweltverschmutzung,
Wenn bei der Berechnung von Produkten, Gebäuden, Arbeitsprozessen, die Gesamtenergiebilanz mit folgenden Kriterien erfolgen würde:
-100% transparent
-inklusive der gesamten grauen Energie
-inklusive der verursachten Umweltschädigung
-inklusive den Kosten für die 100% oekologische Entsorgung
dann wären wir die Krise innerhalb Jahresfrist los.
Unsere Erde ist ein seltenes Juwel in den weiten des Kosmos. Wir können uns keine zweite kaufen und der Mars ist nicht wirklich eine Alternative.
Wir können aber jetzt handeln und unsere Fähigkeit des Antizipierens anwenden.
Sie werden sagen das geht nicht, wegen dem und dem. Niemand hätte vor 1 ½ Jahren gedacht dass es einen weltweiten Lockdown geben könnte, wegen einem Virus.
Die Klimakrise, deren Ursache und Auswirkungen sind um ein zigfaches schlimmer als dieser Virus. Das rechtfertigt die Dringlichkeit und ein sofortiges Handeln – eine Verfassung der Lebensgemeinschaft der Erde.
Donald Jacob
Basel, 22.4.2021
Gärtner, Oekologe, Landschaftsarchitekt, Publizist und Künstler
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